DAS KONZERT von SIZZLA im KESSELHAUS WURDE ABGESAGT!
Pressemitteilung von 27.11.2009
Kesselhaus führt Dialog weiter nach Absage des Sizzla Konzertes
vorangegangenen Verhandlungsprozess ist deutlich geworden, dass eine große Notwendigkeit für neue, konkretere Schritte besteht, da die bis dato getroffenen Maßnahmen (wie RCA) in der Öffentlichkeit keine Akzeptanz finden.
Es ist dem Kesselhaus ein wichtiges Anliegen, den begonnenen Dialog fortzuführen.
Deshalb lädt das Kesselhaus zu einer Podiumsdiskussion ein, die bis spätestens Januar 2010 stattfinden wird. Zur Teilnahme an diesem Treffen haben bereits Vertreter der Berliner Politik, Interessenverbände der Schwulen und Lesben, Künstlermanagement, Veranstalter und Vertreter der jamaikanischen Musikgewerkschaft ihr Interesse bekundet. In den nächsten Tagen wird das Kesselhaus einen Termin dazu vereinbaren.
Ziel dieser Podiumsdiskussion ist es, über nachhaltige Maßnahmen zu diskutieren und eventuell zu entwickeln, die die Lebensbedingungen der Lesben und Schwulen in Jamaika verbessern und darüber hinaus die in Deutschland in Verruf gekommene Reaggeaszene und deren aktive Künstler zu rehabilitieren.
Das Kesselhaus ist gegen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit in Deutschland, Jamaika und der ganzen Welt.
Mit freundlichen Grüßen
Das Kesselhaus-Team
Presse - Erklärung der Consense mbH vom 26.11.2009, 15.30 Uhr:
PRESSEMITTEILUNG 26.11.// 15.30 UHR ZUM KONZERT VON SIZZLA IM KESSELHAUS
Die Glaubwürdigkeit des Künstlers Sizzla in der Öffentlichkeit ist offensichtlich mit der Unterzeichnung des RCA 2007 und 2009 nicht hinreichend darstellbar.
Es müssen neue konkretere Schritte gegangen werden! Im Verhandlungs-Prozess der letzten Tage zwischen Künstlermanagement, Veranstalter und LSVD ist deutlich geworden, dass es dazu eine Bereitschaft gibt. Es ist die Projektidee entstanden, eine Kampagne gegen Homophobie in Jamaika zu starten, die von Sizzla und der jamaikanischen Musikergewerkschaft getragen wird.
Eine Vereinbarung mit den folgenden Punkten zu dieser Idee wurde gemeinsam mit dem LSVD und dem Künstlermanagement formuliert:
1. Sizzla finanziert mit seinen Einnahmen eine Kampagne gegen Homophobie in Jamaika. Diese Kampagne muss bestehen aus einer Akzeptanzbroschüre zum Thema Homosexualität und einer entsprechenden Internetseite mit einem Videostatement von Sizzla, in dem er sich gegen Homophobie und gegen Gewalt an Lesben und Schwule ausspricht.
2. Es muss einen seriösen, vertrauenswürdigen Träger für dieses Projekt geben, wir bzw. ein von uns zu benennender Träger haben ein Mitspracherecht bei den Inhalten der Broschüre und der Internetseite.
3. Zeitrahmen: Das Gesamtprojekt wird bis spätestens 30.11.2010 verwirklicht (12 Monate).
4. Primäres Ziel muss es sein, dass sich die Lebenssituation von Lesben und Schwulen auf Jamaika verbessert.
5. Wenn Sizzla diese Vereinbarungen unterstützt und unterzeichnet, dann ist es den Versuch wert.
6. Wenn Sizzla diese Vereinbarungen nicht unterstützt und unterzeichnet, wird der Auftritt im Kesselhaus abgesagt.
Mit freundlichen Grüßen
Das Kesselhaus - Team
Erklärung vom 24.11.2009
Kesselhaus gegen Auftrittsverbot von Sizzla - Dialog fortführen!
Im Falle von Sizzla halten wir es nicht für die richtige Strategie, das Konzert abzusagen. Der vom Kesselhaus erfolgreich in Gang gesetzte Dialog mit Verbänden, der Politik sowie dem Künstler und seinem Management muss fortgeführt werden!
Die homophobe Haltung des Künstlers hat seine Ursache in den gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen, in denen der Künstler lebt. Diese müssen nachhaltig geändert werden. Die eigenen Erfolge unserer Kultur - Abschaffung des Gesetzes gegen Homosexualität in Deutschland - könnten und sollten dabei Motor sein.
Die Programmatik unseres Hauses präsentiert seit Jahren die verschiedensten Entwicklungen populärer Musik, unter anderem regelmäßig Reggae. Der Künstler Sizzla ist, bei aller Kontroverse, für uns ein ausgezeichneter Musiker, dessen Kunst in der Traditionslinie von Blues/Jazz/ R&B und insbesondere von Bob Marley und Peter Tosh steht.
Trotzdem muss Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit geächtet werden. Jeder muss sich in unserem Haus daran halten, auch Mr. Collins alias Sizzla!
Um sicher zu gehen, dass es zu keiner strafrechtlich relevanten Handlung kommt, haben wir folgende Maßnahmen ergriffen:
1) RCA Berlin/ Unterschrift von Sizzla liegt vor.
2) Setliste der Tour 2009 liegt vor.
3) Die Agentur Contour Music zeichnet alle Konzerte der Deutschland-Tour auf.
4) Kein Verkauf von indizierten und jugendgefährdenden CD.
5) Die Polizei ist informiert und vor Ort.
6) Bei Nichteinhaltung der Vereinbarungen wird das Konzert sofort abgesagt.
Diese erfolgreich initiierten lokalen Maßnahmen müssen für alle Auftrittsorte weltweit gültig werden. Außerdem muss die europäische Wertegemeinschaft auf politischem Wege dafür sorgen, dass das Strafgesetz gegen Homosexualität in Jamaika endgültig abgeschafft wird.
Um den begonnenen Dialog fortzuführen und den Prozess weiter voran zu treiben, werden wir das Konzert daher bis auf Weiteres nicht absagen.
Erklärung der Consense Gesellschaft zur Förderung von Kultur mbH vom 20.11.09:
Auch wir sind gegen Schwulen - und Lesbenfeindlichkeit. Auch wir kämpfen für eine weltweite Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben.
Gerade darum ist eine Auseinandersetzung zum Thema Homophobie wichtig, besonders in einem Land wie Deutschland. Dass wir das intensiv tun, können Sie an unserem Engagement in den letzten vier Jahren erkennen. Mehrere Konzerte wurden mit Verständnis aller Betroffenen abgesagt. Trotzdem sind die Künstler an anderen Orten in Berlin aufgetreten, ohne dass eine Reaktion dazu kam. Wir sind noch einen Schritt weitergegangen, als wir letztes Jahr, in Zusammenarbeit mit schwul-lesbischen Verbänden und Vertretern der Politik den Reggae Compassionate Act Berlin (RCA Berlin) verfasst haben.
Wir veranstalten nur noch Konzerte von Künstlern, die den RCA Berlin unterschrieben haben. Dies hat Sizzla getan (zu finden unter der Rubrik "Presse").
Der Berliner Senat begrüßt unsere Initiative. Andere deutsche Veranstaltungsorte und Agenturen haben den RCA Berlin übernommen. Für Deutschland gilt dieses Schreiben also weitestgehend.
Wir akzeptieren die Haltung, dass das für viele nicht ausreichend ist. Zu diesem Thema ist eine weitere Auseinandersetzung notwendig.
Wir sind jedoch der Meinung, dass es nicht die Aufgabe eines einzelnen Veranstalters sein kann, diese Veränderungen zu erwirken, sondern die Aufgabe der schwul-lesbischen Verbände Deutschlands und ihrer Partner weltweit sowie der Politik, auf diese Problematik weiterhin aufmerksam zu machen und eine weltweite Gültigkeit des RCA zu erreichen.
Die Kulturbrauerei war und ist immer ein Ort für den Dialog zwischen den Kulturen und natürlich auch für die Auseinandersetzung bei kulturellen Konflikten. Wir werden uns deswegen nicht für eine Absage des Konzertes entscheiden, sondern die Gelegenheit bieten, dass diese Auseinandersetzung einen konkreten Raum bekommt.
Kommen Sie und tun Sie Ihre Meinung gegenüber dem Künstler kund, damit sich endlich etwas ändert!
Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten alles getan und uns in den letzten Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftig. Wir erwarten, dass der begonnene Prozess auf übergeordneter Ebene weitergeführt wird.
Das Konzert wird unsere letzte Aktion zu diesem Thema sein.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Kesselhaus-Team
www.sizzla.org/
www.myspace.com/sizzlakalonji
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